Die Absprungrate stellt uns selbst nach Jahren der Erkenntnisse aus Webseiten-Analysen und Usability-Studien immer wieder vor große Rätsel. Die häufigste Frage dürfte in dem Zusammenhang wohl lauten: Warum ist die eigentlich so hoch? Und: Was mache ich denn nun?
Wir versuchen hier, dem Ganzen mal (wieder) etwas auf die Spuren zu kommen. Ganz zu Anfang sollte eines bereits klar sein: Es gibt nicht DEN Grund für eine zu hohe Absprungrate. Vielmehr obliegt es jedem Blog- und Website-Betreiber, sich auf die individuelle Spurensuche zu begeben. Dabei stellen die folgenden Tipps und Maßnahmen eine wichtige Orientierung dar.
Abgrenzung: Die Absprungrate ist evil!?
Nicht immer. Die Bouncerate ist manchmal sogar ein Zeichen besonderer Güte des Inhalts! Dann nämlich, wenn ein Suchender genau DIE Information auf einer Seite findet, die alle Fragen auf einmal beantwortet. Das dürfte vor allem auf rein informative Seiten zutreffen, unser geliebtes Wikipedia etwa als Beispiel. Wer beispielsweise wissen möchte, was die Wiener Sachtextformel ist, gibt den Begriff bei Google ein, landet sehr wahrscheinlich bei Wikipedia und ist nach einer bis fünf Minuten wieder weg.
Sobald ein Webmaster aber daran interessiert ist, Menschen für den bereitgestellten Content zu begeistern und die daraus resultierend Konversionen (in Form von E-Mail-Adressen, Buchungen, Shares, …) einzusammeln, ist eine niedrige Absprungrate relevant. Denn eine hohe Absprungrate bedeutet, dass der Besucher eben keine weitere Interaktion mit der Seite vornimmt.
5 Maßnahmen zum Verringern der Absprungrate
Es gibt bereits viele Artikel im Web, die uns erzählen, was genau denn nun die wichtigsten 100 Faktoren für eine niedrige Bouncerate sind. Um nicht die Übersicht zu verlieren, stellen wir hier genau fünf Maßnahmen vor, die ein wenig mehr in die Tiefe gehen. Denn mal ganz ehrlich: Dinge wie „guter, aktueller Content“ oder „schnelle Ladezeiten“ sollten wohl jedem klar sein – ansonsten rankt die Seite schon gar nicht bei Google oder wird weiterempfohlen, wodurch es dann wiederum auch niemanden gibt, der überhaupt abspringen könnte.



- Gelungene interne Verlinkung
Äußerst tricky! Eine wirklich gut gelungene interne Verlinkung lässt den Leser die Zeit vergessen. Ansatzpunkte sind einerseits die Querverlinkungen innerhalb des Textes, andererseits die Darbietung passender weiterer Beiträge unter dem Artikel.Hilfe bietet hier beispielsweise das Plugin Contextual Related Posts. Oder Smart SEO-Links, welches automatisch Text verlinkt, der im selben Wortlaut als Tag, Kategorie oder manuell angelegt ist.
Unbedingt vermeiden: Unsexy Linknamen wie „Nächster Artikel“!
- Fortsetzungen publizieren
Dieser Punkt bietet sich vor allem bei langen Beiträgen an. Bevor also zum Beispiel die ganzen 2.000 Wörter präsentiert werden, kann der Text in drei Teile gespaltet werden. Das lockert das Ganze auf und animiert natürlich zum Weiterklicken, was wiederum die Absprungrate mindert.Allerdings aufpassen, dass es nicht übertrieben wird und nach jedem Satz weitergeklickt werden muss (überspitzt formuliert), denn das nervt wiederum den Leser. Besonders gut wird das Ganze vor allem, wenn ein gewisser inhaltlicher Spannungsbogen aufgebaut wird. Bei diversen größeren Magazinen gibt es hierzu eine Fülle an Inspiration!
- Responsivität
Sehr wichtig und immer wichtiger wird es, alle User gleich gut abzuholen. Schaut euch einfach mal eure Kurven bei Google Analytics an, die zeigen, wie viele der Seitenbesucher mittlerweile über mobile Endgeräte surfen. Für diese ist die Responsivität des Blogs sehr wichtig, wobei diverse Plugins dabei helfen, u.a. Jetpack. Deutlich zuverlässiger ist es natürlich, von vornherein ein responsives Design einzusetzen.Achtung: Bevor abartig hohe Absprungraten einen Herzinfarkt auslösen – je nach Themenbereichen kann das Nutzerverhalten auf dem mobilen Gerät anders als beim Desktop sein. Eventuell kehrt der Besucher später mit Tablet/Desktop wieder zur Seite zurück, um in aller Ruhe weiterzuschauen. Leider gibt es derzeit noch keine zuverlässige (und lückenlos legale ;)) Art, dies zu tracken. Vorschläge nehmen wir gern in den Kommentaren entgegen!
- Lesbarkeit
Mit der Lesbarkeit schneiden wir einen Punkt an, der genau wie der Informationsgehalt eines Textes eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Manche tun sich allerdings auch damit schwer – mit der Folge, dass potenzielle Leser bei der Ansicht einer reinen, ellenlangen Textwüste sofort wieder flüchten.Folgendes sollte jeder Blogbetreiber beachten. Eventuell liefert es noch neue Inspiration:
- Absätze sollten grundsätzlich mit spannenden Zwischenüberschriften ausgestattet sein.
- Auflockerung fürs Auge schaffen: mit Grafiken, Listen, Videos, Statistiken, usw.
- Auch mal den wissenschaftlichen Ansatz in Form eines Lesbarkeitsindex ausprobieren. Für die deutsche Sprache eignet sich eher die Wiener Sachtextformel, für Englisch der Flesch-Index. Ein umfangreiches Test-Tool gibt es hier.
- Werbung
Auch hier soll ein Faktor nicht unbehelligt gelassen werden, der tatsächlich an vielen anderen Stellen ebenfalls genannt wird. Popups beispielsweise nerven den User ohne Ende und sollten nur sehr selten – wenn überhaupt – eingesetzt werden. Stattdessen kann eventuell auf dezent erscheinende Elemente am Fuß einer Seite zurückgegriffen werden. Google stellt eigens dafür selbst ein WordPress-Plugin zur Verfügung.Neben den Popups kann sich der großflächige Einsatz flackernder oder sich bewegender Werbung sehr nachteilig auf die Aufmerksamkeit der Leser auswirken. Im besten Fall hat der Besucher einen AdBlock im Browser – im schlimmsten Fall tut er sich die Werbung nicht an und springt ab.
Übrigens: Auch aus SEO-Gründen sollte Werbung mit Vorsicht eingesetzt werden. Denn seit es das Page Layout Algorithmus-Update von Google gibt, muss eine Website mit zu viel Werbung im direkt sichtbaren Bereich einer Website mit Rankingeinbußen rechnen.
Monitoring nicht vergessen
Wie immer in der Online-Welt gilt es, niemals mit den Optimierungen aufzuhören und schlichtweg am Ball zu bleiben. Dies gilt auch bei der Optimierung der Bouncerate: Es muss ein kontinuierliches Monitoring der Besucher-Reaktionen durchgeführt werden, um erfassen zu können, ob die Maßnahmen zum Erfolg geführt haben.
Ein langer Atem hat sich hier schon oft ausgezahlt, indem sich die Absprungrate maßgeblich dezimiert. Nicht nur, dass die Nutzer mehr Gefallen an einem Blog finden – auch Google honoriert letztlich die positiven User-Signale bei einer geringeren „Return to Search“-Rate mit besseren Rankings, d.h. die Seitenbesucher kehren eben nicht sofort wieder zur Suchergebnisliste der Suchmaschine zurück.
Und noch ein letzter Tipp: In Google Analytics ist ein Mail-Alert einstellbar, der eine Benachrichtigung losschickt, sobald die Absprungrate in einem Zeitintervall besonders stark steigt oder sinkt!
Autorin
Sabine Langmann ist Teil des Online-Marketing-Teams der Kölner Agentur mindshape. Dort übernimmt sie die Verantwortung für eigene Projekte und verschiedene Kunden-Websites. Der analytische Teil ihrer Arbeit ist für Sabine sehr spannend – natürlich gehören die Absprungraten dazu. Ihr Ehrgeiz gilt dabei der Entwicklung von Gegenmaßnahmen, infolgedessen ein Sinken der Bouncerate zu beobachten ist und sich in positiven Perfomance-Änderungen widerspiegelt.
Hi Sabine, ein schöner, detaillierter Artikel!
Bounce-Rate ist ein wichtiges Thema. Peer, gibst du preis, wie hoch deine Bounce-Rate auf SiN ist? Ich weiß nicht, wo ich mit meinen 65% stehe. Würde es gern bewerten :)
Liebe Grüße von LBN
Dennis
Guter Artikel und die 5 Maßnahmen entsprechen auch meinen Erfahrungen. Ganz wichtig finde ich den Punkt, dass man kontinuierlich an den Verbesserungen arbeiten muss, denn das wird allzu oft vergessen.
Tolle Auflistung, was mir noch aufgefallen ist, dass man vielleicht nicht seine interessantesten Artikel auf der Startseite platzieren sollte, da die Leute so gleich finden was Sie möchte und die Seite wieder verlassen. Das natürlich aber nur der Fall bei kleiner Seiten.
Bei meiner größeren ist das natürlich ganz anders, da die Leute bei richtigen Blogs mehr lesen als auf kleinen „nischenseiten“
Danke für den Beitrag habe auch bei der ein oder anderen Seite das Problem mit der Absprungsrate. Jedoch wenn man manchmal auch nur kleine Sachen verändert auf der Startseite kann sich das positiv oder auch negativ auswirken. Versuche da immer mal zu schauen was bessre klappt. Vielen dank für die Anregungen.
Hallo,
schöner Artikel. Ich bin ja der Meinung, dass man da schon mit Augenmaß an die Absprungrate herangehen sollte. Ich habe da auch mal wieder darüber geschrieben und auf diesen Artikel verlinkt:
http://www.henning-uhle.eu/informatik/wie-hat-sich-meine-absprungrate-entwickelt
Viele Grüße,
Henning
Hallo,
guter Artikel. Ich denke wenn man eine Webseite mit dem Ziel aufbaut, dem Benutzer gute und relevante Inhalte, kombiniert mit guter Benutzbarkeit zu bieten, kann nicht viel schief gehen.
Was würdest du als eine gute Bouncerate betiteln?
Viele Grüße
Hi Sabine,
Leider ist das Google Plugin nicht mehr verfügar. Gibt es dazu eine Alternative, die noch regelmäßig aktualisiert wird?
Für Werbebanner nutze ich das Plugin Advanced Ads, was sehr viele Einstellungsmöglichkeiten hat.