Es gibt Blogger, die mögen keine Statistiken. Und es gibt Blogger, die lieben Statistiken und schauen sich den ganzen Tag nichts anderes an.
Beide Varianten sind nicht zu empfehlen. Ich bin da eher für einen Mittelweg.
Warum man als Blogger Statistiken nutzen sollte und wie man das macht, erkläre ich in diesem 17. Teil der Blog-Start-Serie.
Dieser Artikel ist Teil der Blog-Start-Serie.
Blog-Statistiken
Wie erfolgreich wäre ein Unternehmen, dass nur vor sich hin entwickelt/produziert und nicht nach den Kunden schaut?
Wie sicher würde ein Flugzeug am Ziel ankommen, wenn die Piloten nach dem Gefühl fliegen und weder Karte noch Instrumente nutzen?
Die Erfolgschancen sind in etwa genau so hoch (oder besser gesagt niedrig), wie die von einem Blogger, der nur vor sich hin schreibt, aber nicht nachschaut, wer seine Artikel liest und wie der Blog sonst so da steht.
Wer erfolgreich bloggen will, der muss sich auch mit Statistiken befassen, denn im Blindflug trifft man nur selten die richtigen Entscheidungen.
Um zu entscheiden, über welche Themen man verstärkt schreibt oder welche Vermarktungs-Aktionen man wiederholen sollte, muss man wissen, wie die Nutzung des eigenen Blogs sich entwickelt hat und welche Inhalte z.B. sehr gut ankommen.
Aber auch die Frage, ob es überhaupt eine Zielgruppe für bestimmte Themen gibt, lässt sich kaum durch Bauchgefühl, sondern durch harte Fakten beantworten.
Was soll ich messen?
Das ist ein gute und auch schwere Frage. Denn man könnte so viele Dinge statistisch erfassen.
Es macht aber keinen Sinn, sich mit einer unübersichtlichen Zahl an Daten herumzuschlagen. Es ist besser, man überlegt sich vorher die Dinge, die man messen und beobachten will. Dann kann man diese Daten auch leichter auswerten und Entscheidungen treffen.
Ich nutze in meinen Blogs z.B. den kostenlosen Statistik-Service Google Analytics. Dieser bietet eine fast unüberschaubare Zahl an Auswertungen und statistischen Daten an.
Ich bleibe aber normalerweise bei den einfachen Dingen. Im folgenden 5 Statistiken, die ich mir regelmäßig anschaue:
- Views aktueller Posts
Wie oft wurden aktuelle Artikel aufgerufen. An dieser Statistik sieht man recht gut, welche Inhalte bei den eigenen Stamm-Lesern gut ankommen. Ich habe in der Vergangenheit schmal mal lange an einem Artikel gesessen, von dem ich dachte, der wird der Knaller. Und dann hatte ich relativ wenige Leser. Andererseits stößt man so auch auf Traffic-Quellen. Nachdem ich meinen iPod Touch gewonnen hatte, habe ich aus Spaß meine Lieblings-iPhone-Apps veröffentlicht. Das war und ist einer meiner Traffic-stärksten Artikel auf Selbständig im Netz.
Deshalb ist es wichtig zu schauen, wie vor allem neue Themen ankommen.
- Views alter Posts
Manche Artikel werden aber erst im Nachhinein zu Selbstläufern und manche Artikel werden zwar von den Stammlesern am Anfang gut aufgenommen, verschwinden dann aber in der Versenkung.
Da Blogs später vor allem von Ihrem Archiv leben (bei mir sorgen die alten Artikel derzeit für mehr als 80% des Traffics), sollte man auch immer mal nachschauen, welche Artikel langfristig Traffic bekommen. Da sieht man dann sehr schön, welche Artikel von Google gemocht werden bzw. nach welchen Themen langfristig in Google gesucht wird.
Deshalb sollte man sich nicht scheuen, auch Artikel zu schreiben, die vielleicht aktuell nicht gerade für Traffic-Rekorde sorgen, aber langfristig erfolgreich sind.
- Empfehlungen (Backlinks, Twitter, Social Votes)
Gerade bei Blogs kommt vieles auf das Engagement der Leser und anderer Blogger an. Wie viele Backlinks haben einzelne Artikel bekommen? Das sieht man z.B. in den Webmaster-Central Seiten von Google. Und wenn man verstanden hat, warum bestimmte Artikel besonders viele Backlinks bekommen haben, dann kann man das in zukünftigen Artikeln nutzen.
Aber auch die Zahl der Re-Tweets, also der Weiterverbreitung in Twitter zeigt sehr schön, welche Themen und Posttypen gute ankommen. Ich schaue mir aber auch die Zahl der Social Votes auf Plattformen wie SEOigg.de oder t3n.de/SocialNews an. Das können nette Traffic-Quellen sein, wenn man den Nerv der dortigen Nutzer trifft.
- Trafficquellen
Natürlich ist es sehr interessant zu sehen, von wo die meisten Besucher kommen. Okay, Google wird meist vorne liegen, aber in den Statistiken trifft man immer wieder auf Websites und Blogs, die man noch nicht kannte. So hatte ich mal relativ viele Besucher von einem Design-Blog, weil dort mein Visitenkarten-Post verlinkt wurde. Sobald ich wieder so einen Artikel schreibe, werde ich dann vielleicht mit einer Info nachhelfen, dass der Artikel dort wieder verlinkt wird.
Auch die langfristige Entwicklung der Traffic-Quellen ist wichtig. So sollte man zum Beispiel stutzig werden, wenn bestimmte Traffic-Quellen einbrechen. Kümmert man sich darum nicht, dann kann man das Problem auch nicht beheben.
- Keywords
Die Keywords, mit denen mein Blog gefunden wurde, verraten sehr viel über die Wünsche und Bedürfnisse der Besucher. So findet man bei der Keyword-Auswertung oft neue Ideen für Artikel.
Daneben gibt es aber auch noch viele andere statistische Werte, die man sich anschauen kann. Ein paar davon sind:
- Conversions / Klicks
Wer Geld mit seinem Blog verdienen will, der sollte auswerten, wie viele der Besucher dann z.B. auch wirklich auf einen Affiliate-Link klicken. - Bounce Rate
Kommen sehr viele Besucher auf einen Artikel, springen dann aber auch gleich wieder ab? Die Bounce Rate, also die Prozentzahl der User, die einen Blog nach nur einer Seite gleich wieder verlassen, kann einen Hinweis darauf geben, dass der Inhalt des Artikels nicht optimal ist und die Erwartungen nicht erfüllt. - Anzahl der Kommentare
Je mehr diskutiert wird, um so besser ist dies für Blogs. Themen, die viel kommentiert werden, sollte man später nochmal aufgreifen. - Wortanzahl pro Post
Als kleine Selbstkontrolle sollte man hin und wieder schauen, ob man die eigenen Ansprüche noch erfüllt. Wird die Wortzahl immer geringer, dann ist das nicht so gut. (das kann man z.B. mit dem Plugin Blogmetrics messen) - u.v.m.
Das richtige Maß finden
Natürlich sollte man es auch nicht übertreiben. Ich habe testweise mal den Live-Statistik-Dienst Woopra genutzt und das kann schon süchtig machen. Dort kann man sehen, wer gerade auf der eigenen Website ist und was er dort macht. Das ist natürlich für einen Blog übertrieben.
Stattdessen sollte man sich regelmäßig (z.B. einmal die Woche) die Zeit nehmen und die vergangenen Tage auswerten. Das geht recht schnell und man hat so regelmäßig einen Überblick über die Entwicklung der Statistiken, die einen interessieren.
Hin und wieder wird man auch besondere Aktionen durchführen und bestimmte Dinge ausprobieren. Da sollte man dann zeitnah kontrollieren, was diese Aktionen und Tests gebracht haben.
Man sollte es aber auch nicht übertreiben und sich nicht von kleinen Schwankungen verrückt machen lassen. Über einen gewissen Zeitraum gleicht sich das aus und sieht viel entspannter aus. :-)



Steuern – Die Statistiken auch nutzen
Wichtig ist aber vor allem, dass man die Erkenntnisse, die man aus den Statistiken gewonnen hat, dann auch nutzt.
Ich habe schon tolle Firmen gesehen, die Massen an Statistiken und Auswertung erstellt haben, diese dann aber abgelegt und irgendwann weggeschmissen haben.
Statistiken bringen natürlich überhaupt nichts, wenn man die daraus gewonnenen Erkenntnisse nicht aktiv umsetzt.
Dann lieber ein paar weniger statistische Daten erfassen, diese dafür dann aber auch wirklich nutzen.
Harte und weiche Fakten
Noch ein Wort zu weichen Fakten. Man kann sehr genau in seinen Statistiken sehen, wie viele Kommentare bestimmte Blogposts haben, aber man sieht nicht, was die Leute geschrieben haben.
Um seinen Blog und seine Leser besser zu verstehen, muss man auch die Kommentare seiner Besucher lesen und mit ihnen kommunizieren. Man sollte sich nicht allein auf Statistiken verlassen.
Es hilft natürlich auch, wenn man andere Blogs liest und diese mit dem eigenen Blog vergleicht.
Eine gesunde Mischung aus „sich selber eine Meinung bilden“ und „harten Fakten aus der Statistik“ bildet meiner Erfahrung nach die beste Basis für erfolgreiche Entscheidungen.
Fazit
Im Blindflug wird man kaum einen erfolgreichen Blog aufbauen können.
Wichtige Daten messen und darauf basierend den Blog steuern lautet die Devise.
Ich bin zur Zeit intensiv damit beschäftigt mir mein eigenes Blog auszuarbeiten. Auch wenn ich statt WordPress Joomla nutze, haben mir viele Tips von Blogprojekt.de schon dabei geholfen. Darum auch hier einmal vielen Dank für die vielen Informationen, Herr Wandiger. Jetzt weiss ich nicht, ob ich an dieser Stelle mit meinen Fragen richtig stehe, wills aber dennoch einmal versuchen: ich hätte gern gewußt, ob ich Videos von YouTube in meinen Blog einbauen kann, ob das kostenlos und legal ist und dann natürlich noch wie ich das machen muss. Leider bin ich technisch etwas schwer von Kapee :-( Im Netz finde ich dazu bisher auch nichts Brauchbares. Wie man twittert würde mich auch interessieren. Dann vielleicht noch die Sache mit Facebook und MySpace … Vielleicht wäre das auch einmal einen Artikel wert?
Klar, wüsste man überhaupt nicht, welche Artikel „gern gelesen“ werden, wäre das ein ziemlicher Blindflug.
Viel feedback bekomt man ja bei der Leser-Mentalität nicht, und so sind die Aufrufzahlen ein indirektes feedback.
Und so bekommt man ein ungefähres Gefühl für das, was die Leser interessiert.
Artikel mit vielen Komentaren sind da natürlich auch deutlich; aber wie viele Artikel bleiben unkommentiert…
@ Autorin
ein Artikel zu Videos ist geplant und auch die Social Networks werde ich sicher mal behandeln.
@ K.-P.
Du hast Recht. Gerade am Anfang hat man wenige Kommentare.
Aber Kommentare können auch täuschen. Nicht immer sind die meistkommentierten, auch die meistgelesenen Artikel.
Prima, ich bin gespannt und freue mich jetzt schon darauf!
Oh ja, vorallem die Keywords sollte man wirklich im Blick behalten. Oft ist es so, dass man mit einem Keyword geranked wird, auf das man es gar nicht abgesehen hatte. Aber das über diesen Weg bereits User gekommen sind zeigt auch schon, dass der allgemeine Trust meiner Seite bereits jetzt ausreicht, um mit der Konkurenz mitzuhalten. Mit einem entsprechend optimierten Artikel kann man dann schnell auch auf Platz 1 landen, was sich manchmal als wahre Goldgrube erweist.
was mir aufgefallen ist, ist das diese Tags in Blogs gar nicht so unwichtig ist, ich bin dank Tags teilweise bei richtig komischen Keywords plötzlich an 1. bis 3. stelle gestanden :D
Wer wissen will wie ein erfolgreicher Blog ausschaut, sollte sich mal die amerikanischen anschauen. Aus irgendeinem Grund sind die alle viel erfolgreicher als die deutschen.
Es gibt im englischsprachigen Bereich genau so viele Blogleichen und schlecht laufende Blogs.
Aber du hast insofern recht, als dass die erfolgreichen Blogs natürlich deutlich mehr Besucher haben, da es einfach viel mehr Internet-Nutzer gibt, die Englisch beherrschen.
Allerdings ist da auch die Konkurrenz oft härter.
Statistiken sind mir ja normalerweise ein Greul, aber wenn ich hier und da so lese, sind sie ja doch überall wichtig.
Statistik: Die Kunst der Statistik besteht darin, mit der Auswertung von 7,85 Millionen Daten zu beweisen, daß tagsüber mit einer längeren Sonnenscheindauer zu rechnen ist als in den Nachtstunden.
Manfred Grau
;)
@ Autorin:
Ich bin auch gerade dabei mit den Tücken des Web2.0 fertig zu werden. Es gibt zwar im Netz jede Menge eBooks zu Twitter, Blog, facebook und Co aber einen umfassende Schritt für Schritt Video-Anleitung bietet meines Wissens momentan nur Mario Schneider mit seinem Web 2.0-Traffic-System an. Also ich bin jetzt drei Monate dabei und habe schon eine Menge gelernt.
Auf dieses Blog bin ich leider erst viel später gestossen. Vielen Dank für die guten Infos.
Eine sehr nette Blogserie die du hier hast, aber zu einer Sache die oben steht, möchte ich doch kurz noch einen Tipp geben, da ich mich mit dem Thema der Auswertung von Google Analytics gerade ein wenig genauer beschäftige:
„Bounce Rate
Kommen sehr viele Besucher auf einen Artikel, springen dann aber auch gleich wieder ab? Die Bounce Rate, also die Prozentzahl der User, die einen Blog nach nur einer Seite gleich wieder verlassen, kann einen Hinweis darauf geben, dass der Inhalt des Artikels nicht optimal ist und die Erwartungen nicht erfüllt.“
Der Satz, dass der Blog dann uninteressant war ist bei der „Absprungrate“ mit Vorsicht zu genießen.
Als abgesprungen gilt jeder, der innerhalb von 30 min keine zwei Klicks auf deiner Homepage ausführt. Goolge weiß somit nicht, ob der User trotzdem 20 min da war, oder nur eine Min oder nach 30 min erst ein zweites mal klickte, denn dann wird er als neuer Besucher angesehen.
Listet man nun auf der Startseite alle Artikel vollständig auf oder verbreitet z.B. über Twitter einen direkten Link zum Artikel und zum lesen ist kein zweiter Klick notwendig, bedeutet der fehlende zweite Klick nicht unbedingt, dass der Artikel nicht gelesen wurde.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass man sehr vorsichtig mit Angaben bei Analyse-Tools umgehen sollte.
@ Lestift
Das ist richtig. Es gibt viele Analytics-Angaben, die man unterschiedlich interpretieren kann.
Die Bounce Rate ist eine davon. Aber deshalb hatte ich ja auch „kann einen Hinweis darauf geben“ geschrieben. :-)
In der Regel macht es dann an dieser Stelle Sinn, mehrere einzelne Stats zu vergleichen.
Also z.B. die Bounce Rate und das Keyword, mit dem die User gekommen sind. Oder die Bounce Rate und die Verweildauer.
Es ist schon eine Kunst, eine Analyse-Tool, wie etwa Analytics, richtig und nutzbringend einzusetzen.
Wen es interessiert. Habe mal einen Vergleich meiner beiden Statistik-Programme angestellt. http://www.blickschau.de/category/handy/iphone-apps/