Seien wir mal ehrlich. Legst du viel Wert auf deine Überschrift? Oder schreibst du eher einfach drauf los. Veröffentlichst deinen Beitrag. Lehnst dich zurück und wartest.
Du wartest, dass dir die Besucher die Tür einrennen. Du versprichst dir mehr Leser. Und mehr Feedback. Aber es passiert nichts. Stille. Das einzige was passiert, ist das Zirpen der Grillen … und ein Heuballen, der langsam durchs Bild weht.
Woran liegt das? An deiner Überschrift. Deine Überschrift ist das wichtigste Element deines Blogartikels.
Lars Leser sieht deine Überschrift in seinem RSS-Reader, in seinen Google-Suchergebnissen und in seiner Social Media Timeline. Er sieht sie überall. Und er entscheidet dort nur anhand der Überschrift. Er denkt sich: „Ist das Versprechen der Überschrift meine Zeit wert?“. Wenn du hier nicht überzeugst, dann hast du schon verloren.
Das Gute an Überschriften ist jetzt, dass es keine Kunst, sondern eher eine Wissenschaft ist. Deshalb habe ich hier 15 Überschrift-Formeln, die du einfach ausfüllen musst, um mehr Besucher zu bekommen.
1. Wie du [begehrte Sache/Eigenschaft]
Das ist der Klassiker. Und ich bin ein großer Fan der “Wie du”-Überschrift. Ich würde dir immer raten, mit einer “Wie du”-Überschrift anzufangen. Warum?
Weil sie dich automatisch dazu zwingt, einen Nutzen zu liefern. Sie zwingt dich, zu überlegen, was Lars Leser davon hat.
Bekommt er mehr Geld? Schönere Erlebnisse mit seiner Familie? Mehr Verkäufe? Weniger Stress? Eine Anleitung, wie man die Klimaanlage in seinem Audi A4 B6 wechselt?
Schauen wir uns dazu mal drei einfache Beispiele an:
- Wie du mit Bloggen mehr Geld verdienst
- Wie du mehr Zeit mit deiner Familie bekommst
- Wie du die Klimaanlage deines Audi A4 B6 wechselst
2. Wie du [einfache Aufgabe] und [Nutzen/Wunsch]
Das ist fast die gleiche Überschrift. Aber Werbetexter David Garfinkel zeigt auf, dass es hier eine verstecke Bedeutung gibt.
So impliziert „Wie du Freunde gewinnst und Menschen beeinflusst“ folgendes: Es sieht so aus, dass wenn man die erste leichte Aufgabe erreicht (Freunde gewinnen), auch automatisch den zweiten Nutzen oder Wunsch erreicht (Menschen beeinflussen).
Auch wenn es logisch nicht unbedingt Sinn macht. Die Reihenfolge der Wörter und unsere Wahrnehmung sind hier schuld.
Aber schauen wir uns mal mehr Beispiele an:
- Wie du Blogartikel schreibst und reichlich Besucher bekommst
- Wie du richtig atmest und weniger gestresst bist
- Wie du jeden Tag 1.000 Wörter schreibst und ein Bestseller-Autor wirst
3. Wie du [Handlung], während du [andere Handlung]
Okay. Das ist die letzte „Wie du“-Überschrift. Versprochen! (Du siehst, ich bin ein wahrer Fan.)
Bei dieser „Wie du“-Headline ist interessant, wie du etwas machst,während du etwas ganz anderes machst. Noch spannender ist es, wenn du es etwas kontrovers machst.
Schaue dir mal folgende kontroversen Beispiele an:
- Wie du Blogartikel schreibst, während du schläfst
- Wie du Geld verdienst, während du in Australien surfen gehst
- Wie du mehr Besucher bekommst, während du bei Facebook abhängst
4. 7 Wege, um [etwas zu tun/Endergebnis]
Das ist der klassische List Post. Egal ob du jetzt „7 Wege…“, „7 Gründe…“, „7 Tipps…“, „7 Tricks…“, „7 Methoden…“ oder „7 Sonst was…“ nimmst.
„List Post“-Überschriften und „Wie du“-Überschriften funktionieren am besten. Sie verbreiten sich viral. Das belegt auch diese Studie.
List Posts funktionieren, weil sie ein spezifisches Versprechen abliefern. Lars Leser weiß genau, wie viel Zeit er ungefähr aufwenden muss und was ihn genau erwartet.
Sie liefern mundgerechte Stückchen. Lars liest deinen Artikel auch nicht Wort für Wort. Zuerst scannt er ihn … und entscheidet dann, ob es das Lesen wert ist. Ein List Post hilft ihm da enorm.
Werfen wir mal wieder einen Blick auf unsere Beispiele:
- 7 Wege, um bessere Überschriften zu schreiben
- 10 Gründe, warum List Posts immer funktionieren
- 13 WordPress Plugins, die dir mehr Shares bringen
5. 101 Wege für [Event/Sache/Prozess]
Das ist auch wieder ein List Post. Aber ein Besonderer. Das ist ein richtiger Klopper!
So ein Artikel ist eher kein Artikel, sondern eine Ressource. Lars Leser wird dorthin verlinken, den Beitrag teilen, bookmarken und ihn immer wieder aufrufen. So eine Ressource liefert einfach einen echten Nutzen und ist „teilungswürdig“.
Als Richtwert kannst du dir merken, dass bis 20 noch alle Punkte gelesen werden. Alles ab 20 wird höchstens nur überflogen. Und fast niemand liest wirklich alle 101 Wege.



Mittlerweile kannst du dir das schon selbst zusammenreimen. Aber hier sind trotzdem drei Beispiele:
- 101 Wege für mehr Besucher mit deinem Blog
- 101 Wege, um mehr Traffic zu bekommen
- 106 Zitate über Unternehmertum
6. 37 [Begriff] für [Zielgruppe]
Bei dieser „List Post“-Überschrift ist besonders, dass wir die Zielgruppe miteinbeziehen. Werbetext-Legende Claude Hopkins sagte 1920 bereits, dass deine Überschrift das Publikum auswählen sollte.
Und du wählst automatisch mit einer spezifischen Überschrift ein Publikum aus. (Wenn du zum Beispiel mehr Blog-Besucher in deiner Überschrift beschreibst, dann wirst die Aufmerksamkeit von Bloggern wecken.)
Aber hier wählst du das Publikum direkt aus und erwähnst es. Das macht es für Lars Leser noch spezifischer und damit noch ansprechender.
Schauen wir uns einige Beispiele an:
- 37 Tools für smarte Blogger
- 13 Sicherheitstipps für Autofahrer
- 10 Wege, um nackt gut auszusehen – für Männer mit Bierbäuchen
7. Die 10 besten [Begriff]
Hier haben wir einen List Post der etwas anderen Art. Auch die ganzen Chart Shows auf RTL funktionieren nach diesem Prinzip.
Hier triffst du für Lars Leser eine Vorauswahl. Die Überschrift kommuniziert, dass du dir Mühe gemacht hast und die 10 besten Irgendetwas herausgesucht hat. Das demonstriert auch dein Wissen in diesem Bereich.
10 ist auch eine kleine, überschaubare Zahl. Es ist eine handverlesene Auswahl. Es ist die Spitze des Eisbergs.
Wunderbar ist so eine Überschrift auch, wenn du andere Blogger auf dich aufmerksam machen und Lob kassieren möchtest.
Hier mal wieder drei Beispiele:
- Die 10 besten Blogger, die übers Bloggen schreiben
- Die 10 besten SUV’s
- Die 10 besten Pfannkuchenrezepte
Bonus: Machst du diese 13 Fehler mit deinem [Begriff]
Das ist eine alte Überschrift, die Werbetexter Max Sackheim geschrieben hat. 49 Jahre lang konnte keine andere Test-Headline diese schlagen. Aber was macht diese Überschrift so verlockend?
Auf den ersten Blick ist es eine spezifische Frage. Das ist schon mal gut. Das unauffällige Wörtchen „diese“ in Kombination mit „Fehler“ machen hier den Unterschied. Lars Leser stellt sich automatisch die Frage: „Mache ich diese Fehler?“. Seine Aufmerksamkeit ist geweckt. Denn niemand von uns macht gerne Fehler. Oder?
Schauen wir uns mal ein paar weitere Beispiele an:
- Machst du diese 10 Fehler mit deinem Blog?
- Machst du diese Fehler beim Krafttraining?
- Machst du diese 3 Fehler beim Setzen deiner Ziele?
Bonus: Wer möchte noch [Nutzen/Wunsch]?
Das ist wieder ein Klassiker. Das Wallstreet Journal hat das Original „Wer möchte noch wie ein Filmstar aussehen?“ genommen und „Wer möchte noch befördert werden?“ daraus gemacht.
Diese verlockende Überschrift funktionierte 47 Jahre lang. Aber was macht sie so besonders?
Das unscheinbare Wörtchen „noch“. Das „noch“ impliziert Social Proof. Es impliziert, dass es jeder macht. Nur du nicht. Auch wenn wir es nicht gerne wahrhaben wollen, wir Menschen sind Herdentiere. Wir machen das, was die Mehrheit macht.
Und hier die letzten drei Beispiele:
- Wer möchte noch Geld mit seinem Blog verdienen?
- Wer möchte diesen Sommer noch einen Sixpack?
- Wer möchte noch weniger Stress und mehr Ruhe im Leben?
Fazit
Egal wie erstklassig dein Text auch sein mag. Wenn du deinen Fokus auf den eigentlichen Text legst (und dabei die Überschrift vergisst), dann hast du wenig Chance. Denn wenn deine Überschrift nicht überzeugt, dann wird dein erstklassiger Text einfach nicht gelesen.
Lege deshalb viel Wert auf deine Überschrift.
Dann ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass dir die Besucher die Tür einrennen … und du mehr Leser und mehr Feedback bekommst.
Ach … und eine Sache noch. Natürlich muss deine Überschrift auch das halten, was sie verspricht. Aber ich denke, das ist eh klar.
Aber jetzt bist du an der Reihe. Helfen dir die Formeln, bessere Überschriften zu schreiben?
Über den Autor
Vladislav Melnik ist Gründer und Autor des affenblogs. Lerne jetzt noch mehr über Überschriften, die Besucher bringen und schaue dir seine 12-teilige Artikelserie dazu an.
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Die Anforderungen an Gastartikel und ein Kontaktformular findest du auf der Gastautoren-Seite.
Toller Artikel mit einer absolut einleuchtenden Argumentation. Ich werde das mal bei meinen Überschriften bedenken. Allerdings denke ich, dass eine große Gefahr besteht, mehr zu versprechen, als man halten kann…
Hey Oli,
ich würde dir unbedingt dazu raten. Ich verstehe auch, dass man da schnell ins offene Messer läuft. Aber wenn man nicht übertreibt (aber seine Überschrift dennoch verlockend gestaltet), dann ist man auf dem sicheren Weg.
Gruß
Vladi
Gerade mit Punkt 6 und 7 habe ich gute Erfahrungen gemacht und nutze diese Art der Überschriften oft. Das Problem ist bei manchen Bloggern aber, dass die Inhalte nicht halb so spannend wie die Überschriften sind und die Leser gleich wieder abspringen – schade drum.
LG
wow super artikel, werd ich auf jeden fall ausprobiern! danke peer für die guten tipps!
Super Artikel Vladi!
Die Varianten der Wie Du…. Ueberschriften waren mir gar nicht bewusst. Macht aber auf jeden Fall Sinn.
Warum hast Du denn die „Warum Du….“ Ueberschrift nicht aufgefuehrt? Funktioniert die Deiner Meinung nach weniger gut?
Viele Gruesse aus Phuket,
Sebastian
Was mir hier ein wenig fehlt, sind entsprechende Belege. Gibt es entsprechende Quellen mit Split-Tests? Das würde den Artikel abrunden. :) Gibt es User die darauf nicht reagieren und wenn ja warum nicht? Bei welchen Zielgruppen sollten solche Überschriften vermieden werden? Ich springe auf solche Überschriften in der Regel z.B. nicht mehr an und lese diese Artikel nur noch von bekannten Bloggern. Meiner Meinung nach findet bei diesen Überschriften ein exponentielles Wachstum der Verwendung statt und birgt die Gefahr wie einst bei der Banner-Blindness. Sicher hat das Jahrzehnte gut funktioniert aber im Offnlinebereich wurde die Zielgruppe auch nicht ständig damit berieselt und konfrontiert. Kurzum, mir fehlt ein wenig der (Selbst-)kritische Blick auf das Thema. :)
Toll Beitrag, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mir diese Überschriften langsam auf den Sack gehen. Ja klar, wenn ich Besucher haben will mach ichs halt trotzdem, aber wenn man überall immer ähnlich klingende Überschriften sieht, dann nervt mich das.
Meines Erachtens wird bereits seit geraumer Zeit vielmehr Zeit/Aufwand in die Verpackung bzw. die Vermarktung gesteckt als in Inhalte. Egal ob Überschriften, Plugins, Themes und etc.
Es gibt zahlreiche Blogs die „äußerlich“ sauber sind, SEO-freundlich, responsive und haste nicht gesehen. Dann liest man zwei Sätze und das Kartenhaus bricht zusammen.
Unabhängig davon sind solche Überschriften(Tipps) nicht für alle Blogger geeignet. Ich als Newsblogger kann es mir nicht erlauben einen halben Tag über Überschriften nachzudenken…
Ich hab schon Probleme die Einstellung der als H1-Überschriften angegebenen Stellen auf der Startseite zu verändern. Hängt wohl mit dem Theme zusammen. Wenn ich technisch dazu in der Lage wäre würde ich die Tips gerne beherzigen.
Es ist immer wieder faszinierend, mit welch einfachen „Tricks“ man für mehr Besucher sorgen kann. Und gute Überschriften gehören definitiv dazu.