Auch wenn es schon Mitte Februar ist, möchte ich heute ein paar Experten mit Ihren Prognosen für 2016 zu Wort kommen lassen.
Diese blicken zudem auf das vergangene Jahr zurück und schildern ihre wichtigsten Erfahrungen.
Natürlich freue ich mich auch über eure Erfahrungen und Prognosen in den Kommentaren.
5 Experten-Prognosen und Tipps für 2016 rund ums Bloggen
Ich konnte auch dieses Jahr wieder einige erfahrene Blogger und Experten für meinen Artikel gewinnen.
Meine Interviewpartner sind (alphabetisch):



- David
Blogprojekt-Mitautor und Theme-Entwickler
dkeu.de, minimal-themes.com, auf Facebook - Felix
Theme-Entwickler und Blog-Experte
richwp.de, auf Facebook - Julian
SEO-Experte und Blogger
pressengers.de, seokratie.de - Sebastian
Autor und Reiseblogger
off-the-path.com, kultreiter.de - Sven
Blogger und Content-Experte
conterest.de, auf Twitter
Bevor es zu den Analysen und Prognosen geht, habe ich aber noch eine kleine Umfrage für euch.

Was waren deine wichtigsten Erkenntnisse und -Erfahrungen rund ums Bloggen im Jahr 2015?
Ich würde also sagen, dass ich 2015 vor allem gelernt habe, dass SEO für mich als Blogger nicht mehr viel bringt und andere Traffic-Quellen interessanter geworden sind. Letzteres liegt auch daran, dass ich es einfach leid bin, mich ständig über Googles Updates und Regeln zu informieren, oder die Gesetzte der Suchmaschine zu befolgen. Weg von Google, hin zur Freiheit also, dass habe ich 2015 wieder ganz neu gelernt. Was für mich übrigens auch bedeutet, dass ich endlich wieder Spaß am Bloggen habe, statt immer nur zu optimieren.“
David
Nicht nur Google versucht gute Inhalte hervorzuheben. Von Hand vorsortierten Quellen wie z.B. Buzzfeed, Facebook, Pinterest bringen mehr und mehr Traffic auf die eigenen Seiten. Das ist jetzt nicht unbedingt eine neue Erkenntnis, allerdings habe ich die, von diesen Plattformen ausgehende Quantität des Traffic, völlig unterschätzt.“
Felix
Julian
Außerdem habe ich endlich gelernt besser loszulassen, mehr Aufgaben abzugeben oder ganz auszulagern. Mein Team ist nun zum Beispiel wesentlich größer und wir wachsen immer mehr zusammen – das ist toll! Mittlerweile arbeiten rund 10 Leute mit mir und für mich und ich kann mich so endlich wieder auf das große Bild konzentrieren, und muss mich nicht mit kleinen Details, die nur aufhalten, rumplagen.“
Sebastian
- Newsletter sind meistens doch bloß Werbung.
- Popups funktionieren nicht so gut, wie alle immer sagen, nerven aber trotzdem.
- Man muss mehr leisten und schreiben als früher, wenn man beachtet werden will.
- Die Leute lesen auch (sehr) lange Beiträge – sogar am Smartphone.
- Die Bedrohung durch Facebook ist gewachsen.
- Twitter wird untereinander mehr verwendet, E-Mail weniger.
- Zwischenüberschriften sind wichtig, um gelesen zu werden.
- Trackbacks und Verlinkungen sind seltener geworden.
- Es gibt mehr WordPress Plugins, für die man zahlen soll oder sogar muss.
“
Sven
Welche Bedeutung haben Blogs heutzutage deiner Meinung nach?
Blogs und Websites allgemein werden eventuell aber eine erwachsenere Zielgruppe erreichen. Das ganze Youtube-Ding ist ja doch sehr auf Heranwachsende oder kindlich gebliebene Erwachsene getrimmt und so richtig Geld lässt sich damit auch nur in seltenen Fällen verdienen. Ich denke Blogs bleiben, die Zielgruppe wird aber reifer.
Vielleicht teilen sich die Zielgruppen auch extrem auf. Die eine Seite sucht billige, schnelle Unterhaltung, die andere möchte Premium-Journalismus und hochwertige Inhalte lesen. Als Teen schaust du dann bald nur noch allerlei Videos, während sich die andere Seite vermutlich wieder extrem und stärker denn je für hochwertige Inhalte interessiert.“
David
Um alle Feeds zu bündeln, einen weiteren Anlaufpunkt zu geben und um die eigene Marke besser zu definieren ist eine eigene Seite, sei es im Blog, Portfolio oder im Visitenkartenformat jedoch unerlässlich. Die Evolution von WordPress, vom reinen Blog- zu einem vollwertigen Content Management System mit E-Commerce Fähigkeiten veranschaulicht dies.“
Felix
So kommen gesellschaftliche Neuerungen mittlerweile fast ausschließlich aus dem Internet und dort aus Social Media Kanälen und Blogs. Ganze Parteien und Bewegungen haben sich dort gegründet. Natürlich findet man nicht alles davon gut, aber die Tatsache, dass es dieses Phänomen gibt, ist nicht zu unterschätzen.“
Julian
Als Reiseblogger, und mittlerweile auch Reisevlogger, höre ich immer wieder, dass meine Leser viele der Informationen, die ich ihnen gebe, nicht wussten. Von Johannesburg in Südafrika hatten sie zum Bespiel ein Bild von Kriminalität und Gewalt im Kopf, das sicherlich durch die Berichterstattung der Medien und Filmproduktionen aus Hollywood zustande kam. In Wahrheit ist Johannesburg aber recht sicher und hat ein paar richtig coole Ecken zu entdecken. Außerdem sind die Leute in Johannesburg super nett und offen!“
Sebastian
Sven
Welche Fehler machen Anfänger deiner Erfahrung nach am häufigsten?
Das eine ist quasi Entertainment, das andere ein Fachmagazin, wobei mich jetzt aber auch niemand zu wörtlich nehmen sollte, schließlich feiern auch Portale wie heftig.co oder die Bild große Erfolge. Der größte Fehler ist dennoch der Fokus auf das Geld verdienen, bevor es richtig losgeht. So funktioniert das einfach nicht.“
David
Ich musste diese Erfahrung gerade mit RichWP.de machen. Glücklicherweise bin ich früh genug aufgewacht. Ein neues Konzept steht, die Beweglichkeit ist wieder da und die Seite wird 2016 den Deutschen WordPress Theme Markt ‚dominieren‘, ~ doch dazu später und an anderer Stelle mehr. Immer mal wieder über den Tellerrand gucken ist wichtig, beeinflussen zu können heißt meist auch ‚Early Adopter‘ zu sein.“
Felix
Ein weiterer Fehler ist es, dass man zu persönlich schreibt und sich nicht überlegt: „Interessiert das auch meine Leser oder nur mich?““
Julian
Um erfolgreich zu sein, sollte die Erstellung eines Blog-Beitrages im Schnitt nur 20-40% der Zeit einnehmen, während man sich die restliche Zeit um die Verbreitung der Inhalte kümmern sollte! Ein guter Ort sind zum Beispiel die eigene Facebook-Seite, aber auch Facebook-Gruppen. Dafür ist es wichtig, aktives Mitglied der Gruppe zu werden, und eben nicht nur stumpf seine eigenen Beiträge zu promoten!
Zudem kümmern sich viele Anfänger nicht genügen um ihren Newsletter, sorgen nicht für gute Opt-in Optionen, bieten kein zur Zielgruppe und ihren Problemen passendes Freebie, oder haben im schlimmsten Fall gar keinen Newsletter. Das gilt übrigens nicht nur für Blogger, sondern für alle Online-Unternehmer, von Dienstleistern bis hin zu Shop-Betreibern!“
Sebastian
Internetprojekte sind Marathon. Man muss sich seine Kräfte einteilen, sonst geht’s nicht.“
Sven
Welche wichtigen Entwicklungen für Blogger erwartest du im Jahr 2016?
Die spannende Frage der nächsten Zeit wird also sein, wie sich Blogger, Portalbetreiber und Co finanzieren werden.
Wird die Paywall zum Standard? Bietet jede Website Abos oder Premium-Bereiche an? Werden alle mit AdBlock in Zukunft einfach massiv geblockt und ausgesperrt?
Möglich ist es schließlich AdBlock-Nutzer auszusperren, es braucht nur genug zufallsgenerierte Variablen, die am besten noch in der Cloud ausgewürfelt werden. Die Frage ist eben nur, ob das wirklich zielführend ist. Für mich ist die Hauptfrage 2016 also: Wie werden sich Blogs und Online-Angebote allgemein in Zukunft finanzieren? So wie das aktuell läuft, ist es nämlich langsam aber sicher für niemanden mehr tragbar und bei AdBlock-Raten von zum Teil weit über 50 Prozent, musst du ja quasi die nervigste Werbung annehmen, einfach um mit den verbleibenden 50 Prozent zumindest deine Kosten zu decken.
Viele glauben es geht da um Millionen oder tausende Euros, aber darum geht es schon seit Jahren nicht mehr. Es geht darum, ob Blogs und Websites sich in Zukunft überhaupt noch refinanzieren können, und wenn ja wie?“
David
Dies wurde 2015 deutlich und dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, gerade auch weil er von Phantom III sowie den Facebook & Pinterest Algorithmen und weiteren Systemen gedeckt ist! Diejenigen die nichts Neues beitragen können und sich nicht richtig verkaufen können, werden von der Bühne verschwinden.“
Felix
Julian
Ich habe bereits letztes Jahr mit dem Vloggen angefangen und trage so langsam auch die Früchte davon. Allein 2015 hatte ich über 350.000 Aufrufe auf meinem Kanal, wobei ein Großteil durch die YouTube-Suche kommt. Natürlich sind viele Aufrufe auch meinen mittlerweile rund 3.000 Abonnenten zu verdanken.
Was ebenfalls nicht zu verachten ist, ist, dass YouTube gut in Sales konvertieren kann. Dank Links zu eigenen Produkten oder mithilfe von Affiliate-Links unter einigen Videos, kann man auch auf YouTube Geld verdienen. Und das neben den Werbeeinnahmen, die bei einer hohen Anzahl an Aufrufen automatisch einfließen.“
Sebastian
Auch Firmen erkennen das und mischen verstärkt mit. Ich hoffe, die lassen sich nicht von Facebook einwickeln. Das könnte sich ansonsten eines Tages rächen und teuer werden.“
Sven
Was sind deine wichtigsten Tipps für Blogger in 2016?
Allerdings befindet sich gerade wieder alles im Wandel und 2016 wird sich vieles ändern. Wer mich übrigens als Performance-Fanatiker fragt, schließlich betriebe ich einen WordPress Blog mit Fokus auf Performance-Optimierung, der bekommt zu hören, dass HTTP/2 das Thema 2016 sein sollte. HTTP/2 macht viele aktuelle Optimierungen nämlich wieder hinfällig und beschleunigt enorm, ist aber trotzdem noch kein Standard.
In diesem Sinne wünsche ich jedem Blogger für das Jahr 2016 viel Erfolg. Möge die Analyse der AdBlock-Rate ihn nicht zum aufgeben bringen, denn für mich sind Blogs nach wie vor ein Quell von interessanten Meinungen und hochwertigen Inhalten, weit abseits der Massenmedien, auf die ich nur ungern verzichten würde. Also am Ball bleiben und immer das beste aus allem machen.“
David
Macht euch nicht nur bemerkbar! Schreit in den Wald! Das macht Meinung, das lässt den Einfluss und Profit wachsen.“
Felix
Fange außerdem an mit E-Mail Marketing. Auch wenn dieser Kanal auf den ersten Blick unsexy wirkt, ist er doch einer der wichtigsten überhaupt!“
Julian
Es ist zwar noch Platz für neue Blogs, denn gute und hilfreiche Inhalte werden immer gerne konsumiert, allerdings müssen sich zukünftige Blogger sehr nieschig positionieren. Nur über das Reisen oder den eigenen „Lifestyle“ zu schreiben, reicht heute nicht mehr, und der Erfolg tritt so nur sehr spät oder wahrscheinlich sogar gar nicht ein.
Letztes Jahr erwähnte Vladislav Melnik im Zukunftsreport, dass die Inhalte mindestens 1.000 Wörter haben sollten. Diese Aussage unterschreibe ich sofort und bin viel mehr der Meinung, dass sie ruhig noch länger sein können! Beiträge auf unseren Blogs Off The Path oder Kultreiter sind im Durchschnitt 1.500 – 2.500 Wörter lang. Das bietet einen echten Mehrwert für unsere Leser und Google findet das ebenfalls gut!“
Sebastian
Verwende größere Schrift und werde lesbarer.
Liebe deinen Text. Mit Worten kann man alles erreichen, im Guten wie im Schlechten.
Worte sind Werkzeuge und Waffen, deshalb gehe verantwortungsvoll mit ihnen um.“
Sven
Fazit
Das Jahr 2016 ist sicher nicht das Ende der Blogs, aber die Entwicklung geht weiter und es wird spannend zu sehen, wie sich diese gegen Videos und andere Medien durchsetzen können.
Vielfalt ist wichtig und Blogs bieten diese auf besondere Art, worin sich alle Experten einig sind.
Dabei sollte noch mehr als bisher der Leser im Mittelpunkt stehen.
Hallo Peer,
was Sebastian zum Thema Vermarktung sage, stelle ich bei vielen Bloggern auch fest. Relativ viele neue Blogger lassen die Vermarktung ganz außen vor
und warten bis was passiert. Das wird es aber nicht. Ich selbst folge da in etwa einer 50-50-Regel. 50% schreiben und 50% vermarkten. Dafür nutze ich vor
allem XING. Das Karrierenetzwerk eignet sich sehr gut dafür. Ich mache das in der Form, dass ich dort aktiv an Gruppen beteiligt bin, die zu meinem
Thema passen. Bei meinen Beiträgen bin ich zu rund 80% im Allgemeinen aktiv und gebe auch Hinweise auf andere Beiträge, die ich Netz finde. Nur etwa 20%
nehmen meine eigenen Artikel ein. Da ist Vorsicht geboten, sonst artet das schnell in Spam aus.
Was den Newsletter angeht: Ich finde man sollte keine Seite ohne Opt-In starten.
Ich denke, dass sich hier der Unterschied ergibt, ob es jemand ernst meint und ein nachhaltiges Geschäft aufbauen will oder, ob es doch eher ein
Hobbyprojekt bleiben wird.
Grüße
Sven
Also mit XING kann ich bisher wenig anfangen. Viele „get rich quick“ Typen die sich unbedingt vernetzen müssen..
Hallo Peer,
ein technischer Hinweis. Wenn ich mit dem Smartphone nach unten wische um weiterzulesen und dabei minimal nach rechts unten wische, schiebt sich die schwarze Seitenleiste rein und der X Button wird durch Safari verdeckt. Nur als Hinweis. Ich habe gerade ein paar Artikel hier gelesen. Aber das stört dann doch ganz schön. Bestimmt geht es anderen auch so, die dann aber einfach die Seite schließen, ohne was zu sagen. (iPhone 6 Plus)
Gruß, Matthias
Da ich kein iPhone habe, kann ich es nur bedingt testen. Auf meinem Android gibt es diesbezüglich kein Problem.
Ich habe nun mal die Swipe-Funktion deaktiviert. Kannst du das Menü nun problemlos nutzen?
Hallo,
sehr interessant. Es ist immer wieder toll, von erfahrenen Kollegen zu hören und etwas für sich und sein Business mitzunehmen.
Dennoch finde ich, dass ein ganz wichtiger Punkt vergessen wurde. Früher, oder sagen wir mal vor ein paar Monaten und Jahren, machten wir einfach ein bisschen SEO oder wir posteten unsere Artikel etc. bei Facebook und Co. Heute und in Zukunft wird es meiner Meinung nach aber immer wichtiger werden, die Vermarktung als Ganzes zu sehen. SEO alleine funktioniert einfach nicht mehr so gut. In einem gut funktionierenden Marketing-Kommunikationsmix, hat der Kommunikationskanal aber dennoch einen sehr wichtigen Platz.
Das heißt, dass wir uns als Blogger bei so vielen passenden Möglichkeiten vermarkten müssen, wie es das Budget und die anderen Ressourcen wie Zeit zulassen. Warum als Blogger nicht auch mal eine Anzeige in der Zeitung? Warum nicht mal eine PR-Aktion die im realen Leben ist? Warum nicht mal ein paar Flyer verteilen? Es gibt vieles was möglich ist. Wer sich aber nur auf die große Suchmaschine konzentriert und nix anders macht, braucht sich nicht wundern, wenn es mal kracht. Ich mache derzeit beispielsweise sehr gute Erfahrungen mit Facebook-Ads. Das muss aber jeder selber rausfinden, was beim eigenen Projekt am besten funktioniert.
Viele Grüße
Josef Altmann